Hochkarätiges Konzerterlebnis zugunsten der Kirchturmsanierung

2. November 2022

Ein Konzert mit Werken vom Barock bis zum Impressionismus erklang am letzten Oktobersonntag in der Wolfenhäuser Kirche. Konzertsängerin Karola Reuter, die zugleich Organistin in Wolfenhausen ist, der Greifensteiner Trompeter Roman Pacholek sowie Konzertorganist Michael Harry Poths, Organist der Kirche St. Peter und Paul in Bad Camberg, gestalteten das Programm.

Nach der Begrüßung durch Pfarrerin Bettina Bender erklang die Arie „Veni Consolator“ („Ich bin als Tröster gekommen“) aus der Feder des polnischen Ordensvaters und Komponisten Pater Damian Stachowicz (1658-1699). In diesem Werk spielten alle drei Musiker gemeinsam, wobei Sopran und Trompete in kontrapunktischer Weise einander abwechselten und dann wie im Kanon miteinander fugierten. Es folgte das Concerto D-Dur für Trompete und Orgel vom italienischen Violinisten und Komponisten Giuseppe Torelli (1658-1709) in drei Sätzen. Hier „ersetzte“ die Orgel das Orchester, in den Ecksätzen kräftig, im zweiten Satz dezent und teilweise virtuos-solistisch. In der berühmten Arie „O hätt ich Jubals Harf“ von Georg Friedrich Händel (1685-1759) musizierten der Organist und die Sängerin quasi im Kanon, in großen Koloraturen steigerte sich Karola Reuter eruptiv. Poths spielte anschließend das große Praeludium h-moll BWV 544 von Johann Sebastian Bach (1685-1750), transparent phrasiert und virtuos und verstand es so zu registrieren, dass es kräftig durchkam, obwohl die sanierungsbedürftige Orgel mit diesem Stück deutlich nah an ihre Grenzen kam. Ein Vertreter der Klassik ist Giovanni Paisiello (1741-1816). Karola Reuter sang dessen Arie „Il mio ben quando verra“, zu der Poths diesmal zart dezent mit Flötenregistern begleitete, eine lyrische und berührende Musik. Nach dieser eher „schweren Kost“ erklang das leichtgängige und gut durchhörbare „Air“ für Trompete und Orgel von Henry Purcell (1659-1695). Wieder von allen drei Musizierenden erklang die Arie „Rompe sprezza“ von Alessandro Scarlatti (1660-1725), wieder mit typisch kanonischem Wechsel zwischen Trompete und Sängerin und in die höchsten Sopranlagen reichenden Koloraturen am Ende, die Reuter mühelos bewältigte. Noch einmal erklang die Orgel solistisch, diesmal mit dem Praeludium C-Dur BuxWV 137 von Dietrich Buxtehude (1637-1707). Nach einem längeren Pedalsolo setzen die Manualstimmen kadenzierend ein, bevor es mit fugierenden Teilen weiter geht und eine Ciacona das Werk festlich-fröhlich beschließt. Auch dies gelang trotz der etwas luftschwachen Orgel brillant. Nun wechselten die drei Künstler den Platz und der Organist konvertierte zum Pianisten, im Altarraum, mangels Flügel an einem Digitalpiano. Das Stück „Enfant, si j’étais roi“ des berühmten ungarischen Komponisten Ferenc Liszt (1811-1886) wurde seinem hochromantischen Geist von beiden Musizierenden angemessen interpretiert, in einem großen dynamischen und agogischen Spektrum und hoher Virtuosität. Weiter in den Impressionismus gingen Pacholek und Poths mit der „Pavane pour infante défunte“ von Maurice Ravel (1875-1937), der raveltypisch ein mäßiges Metrum wie ein Uhrwerk zugrunde lag, das man durchgehend spürte. Als folkloristischer Kontrast schloss sich der „Danse napolitaine“ von Piotr Ilitch Tchaikovsky (1840-1893) an, bei dem Pacholek in den Accelerandi in Höchstform geriet. Zurück auf der Empore beschlossen alle drei Künstler das Konzert mit der Arie „Let the bright Seraphim“ von Georg Friedrich Händel. Nach lang anhaltendem Applaus erklang als Zugabe die schöne Pfingstarie „Mein gläubiges Herze“ von Johann Sebastian Bach.

Nachdem im Sommer 2020 im Rahmen eines Läutedienstes anlässlich einer Bestattung Karola Reuter ihren Sohn Leonard mitgenommen hatte, und dieser sich interessiert den Kirchturm anschaute, entdeckte er morsche Balken am Glockenstuhl. Pfarrerin Bender wurde informiert, und so nahm alles seinen Lauf, es durfte über Monate hin nicht mehr geläutet werden, nun aber ist die kostspielige Sanierung des Kirchturms abgeschlossen und die Glocken läuten wieder. Die Konzertbesucher*innen spendeten nach dem Konzert 313 Euro für die Kirchturmsanierung.

Bildquellen

  • IMG-20221031-WA0004: © https://wolfenhausen-im-taunus.de

Last modified: 2. November 2022

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