Wölfe schreiben Vereinsgeschichte in Merenberg

27. November 2023

Heute berichtet: Antonio Mascia

FC Rojkurd Merenb.-Allend. vs. SV Wolfenhausen 1:2 (0:0)

Wir starten den heutigen Spielbericht mit einem kurzen, fast schon historischen Exkurs in glorreiche Fußballzeiten. Deutschland ist amtierender Weltmeister und das Championsleague-Halbfinalrückspiel der Bayern gegen Barcelona steht ebenfalls an. Vor exakt 3.123 Tage – den 10. Mai 2015 – fuhr der SV Wolfenhausen einen eindrucksvollen 0:7 Auswärtssieg bei der TUS Waldhausen ein. Es war damals der vierte Pflichtspielsieg in Folge. Ein Kunststück, was dem SVW erst nach über acht Jahren, am 26.11.2023, wieder gelingen sollte. Mit einem 1:2 Auswärtssieg beim Tabellenführer FC Rojkurd Merenb.-Allend. konnte die längste vereinsinterne Siegesserie seit fast einem Jahrzehnt aufgestellt werden. Dank des Sieges an diesem Spieltag hat sich der der SV eindrucksvoll und lautstark im Kampf um den Klassenerhalt zurückgemeldet. Lediglich vier Punkte trennen die Wolfenhäuser vom ersten Nicht-Abstiegsplatz. Gemäß der alter Sportweisheit „the trend is your friend“ muss der Schwung der vergangenen Spieltage mitgenommen und in weitere Siege ungemünzt werden.

Kommen wir nun einmal zum Spielgeschehen. Die Wölfe wussten bereits vor Anpfiff, dass man sich etwas besonderes einfallen lassen musste, wenn man die technisch hervorragenden Merenberger besiegen wollte. Man entschied sich somit hinten erstmal sicher zu stehen und vorne die pfeilschnellen Stürmer hier und da in Szene zu setzen. Die erste Halbzeit hatte eher etwas von einem beidseitigen beschnuppern. Keine Mannschaft wollte unnötiges Risiko gehen. Trotz körperbetonter Spielweise wurden keine nennenswerten Chancen auf beiden Seiten erspielt. Folgerichtig trennten sich zur Halbzeit beide Teams mit einem unspektakulären 0:0, doch die zweite Halbzeit sollte viele Merkmale eines klassischen Fußball-Krimis aufweisen.

Gast und Gastgeber erhöhten in Halbzeit zwei ordentlich die Schlagzahl. Die Angriffe wurden zielstrebiger, die Abschlüsse gefährlicher. Somit musste früher oder später der erste Treffer der Partie fallen. Aus Sicht der Wölfe geschah dies leider auf der falschen Seite des Feldes. Circa 20 Minuten nach Wiederanpfiff, entwickelte sich aus einer Ecke der Gäste ein gefährlicher Vorstoß der Merenberger, welcher gut ausgespielt, durch Top-Torjäger Okan Ekinci veredelt wurde und zum 1:0 Rückstand aus Sicht der Männer in Schwarz führte. Ein mentaler Nackenschlag, einem Rückstand beim aktuell besten Team der Liga hinterher zu laufen – sollte man meinen. Wölfe-Stürmer Zendeli sah das aber etwas anders. „Da kam ein langer Ball, Samu bricht einfach durch die Abwehrreihe, rennt durch und schiebt den Ball einfach ganz easy rein“ wird SV-Kapitän Raudies an der Stelle zitiert. Somit waren wir nach 70 Minuten wieder an dem Punkt, an dem wir bereits zu Beginn des Spiels waren. Es musste an der Stelle allen klar sein, dass jedes weitere Tor hier den endgültigen K.-O. Schlag bedeuten könnte.

Wir gehen nun also allmählich in die Crunch Time über. Es sind noch ca. 10 Minuten zu spielen. Beide Teams brauchen für ihre individuellen Ziele jeden einzelnen Zähler. Die Merenberger wollen unbedingt die B-Liga Meisterschaft und den direkten Aufstieg in die A-Klasse und die Wölfe würden den Vertrag mit der B-Klasse gerne um ein weiteres Jahr verlängern. Wer ist nun also bissiger? Wer hat noch Reserven im Tank? Dauerbrenner Jannis Lütticke gewinnt einen ganz wichtigen Zweikampf im Mittelfeld und macht den Weg auf der linken Spielhälfte frei für Außenbahnflitzer Raudies. Dieser behält beim Sprint in den 16er mit Ball am Fuß einen abgezockten und kühlen Kopf, sieht Max Velten – der mittlerweile für seine Torgefahr in den Schlussphase bekannt ist – auf der anderen Seite in aussichtsreicher Position und legt die Kugel perfekt in den Lauf des Wölfe-Außenverteidigers. Velten läuft alleine auf den Heim-Keeper zu und hat keine Probleme seinen Torriecher erneut unter Beweis zu stellen. 1:2 Führung aus Sicht der Gäste in Schwarz und nur noch Zehn Minuten zu spielen!

Es wurden Zehn Minuten aus der Hölle. Die Mischung „SVW-Fan“ und „schwaches Herz“ wären eine ungesunde Kombination gewesen. Kurz vor Ende ertönt der schrille Ton der Schiedsrichter-Pfeife – Es gibt einen Elfmeter für die Gastgeber! Wölfe-Keeper Thomas Ries hat hier also die Chance bekommen, sich ein Denkmal erbauen zu lassen, sollte er die drei Punkte hier festhalten können. Fünf Schritte Anlauf, der Stürmer holt zum Schuss aus, Ries springt in die rechte Torwartecke und… HAT IHN! Nachschuss… DEN HAT ER AUCH!!! Doch dann, nochmals der Pfiff des Schiedsrichters – Elfmeter Nummer Zwei! Beim Klärungsversuch wurde ein weiteres Foul erkannt und somit muss die gesamte Prozedur wiederholt werden. Extrem Bitter, doch hat der erste verschossene Elfmeter möglicherweise ein paar Spuren auf dem Selbstvertrauen der Gastgeber hinterlassen? Der Stürmer läuft also erneut an, schießt und… DER BALL GEHT ÜBER DEN KASTEN! KEIN TOR!!! Weiterhin 1:2 für das Wolfsrudel! Merenberg schmiss nochmal alles in die Waagschale doch der SV Wolfenhausen ließ sich diese drei Punkte nicht mehr nehmen. Der Schiri pfeift ab, das Spiel ist aus, die Wölfe holen sich zum vierten Mal in Folge die drei Punkte!!!

Ein wahnsinniges Spiel wurde hier geboten und ein absolut perfekter Jahresabschluss. Wolfenhausen gehört somit zu den mit Abstand formstärksten Mannschaften der Liga und verabschiedet sich mit breiter Brust in die Winterpause.

Bildquellen

Last modified: 27. November 2023

Comments are closed.